Doch was haben wir bis heute erreicht? Leider ist vor allem die berufliche Situation der Frauen in Deutschland- unabhängig von Qualifikation und Tätigkeiten noch immer in starkem Maße von Chancenungleichheit geprägt. So sind zum einen typische Frauenberufe wie die Friseurin und Erzieherin meist nur gering gezahlt. Zum anderen finden sich die hochqualifizierten Frauen kaum in Führungspositionen der Wirtschaft, die attraktivsten Posten in Vorständen und Aufsichtsräten kann man das weibliche Geschlecht mit der Lupe suchen.
Insofern ist es folgerichtig, dass nun endlich eine breite gesellschaftliche Debatte über Frauenquoten in der Wirtschaft und stärkere Förderung in den Unternehmen stattfindet, sagte Dr. Beate Kummer, AsF-Vorsitzende in Bad Honnef und selbst Unternehmerin, tätig in stark männerdominierten Branchen. Freiwillige Vereinbarungen an dieser Stelle bringen uns nicht voran, wir brauchen einen ganzen Strauß an Maßnahmen. Dazu gehört selbstverständlich eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und damit flächendeckende Kinderbetreuung für Kinder unter 3 Jahren. Dazu gehört aber auch, dass attraktive Männerberufe den Mädchen bereist an den Schulen angeboten werden, dass das Fach Wirtschaft gelehrt wird und in Rollenspielen auch Führung trainiert wird.
Frauen müssten allerdings auch mit mehr Selbstbewusstsein in Lohn- und Gehaltsverhandlungen gehen, denn es sei nicht akzeptabel, dass bei gleicher Tätigkeit und Qualifikation Frauen noch immer durchschnittlich 13 Prozent weniger verdienen. Gewisse Hartnäckigkeit, großes Durchsetzungsvermögen und der Wille zur Macht seien nötig, um endlich in Deutschland auch für Frauen die gleichen Recht zu haben.
Zitate zur Frauenquote und Frauenförderung:
Dr. Gudula Meisterjahn-Knebel, Schulleiterin, Gymnasium und Realschule Schloss Hagerhof: Ich halte eine befristete Frauenquote für notwendig, habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass noch zu wenig Frauen Führungsverantwortung übernehmen wollen. Ansonsten plädiere ich aus Sicht einer Schulleiterin für spezielle Fördermaßnahmen. Wir haben am Hagerhof beispielsweise hervorragende Erfahrungen mit den Girl`s days und boy`s days gemacht, um insbesondere Mädchen in typische Männerberufe und Jungs in typische Frauenberufe zu bringen.
Dr. Thomas Linnemann, Technischer Vorstand, BHAG: Ich habe immer hervorragende Erfahrungen in der Wirtschaft mit gemischten Teams gemacht, insofern habe ich großes Interesse, dass auch Frauen Führungsaufgaben in der Wirtschaft übernehmen sollen. Leider und dies zeigt auch die Vergangenheit bewerben sich noch viel zu wenig qualifizierte Frauen mit technischem Hintergrund in der Energiebranche für Führungsaufgaben.
Raimund Stüer, Vorstand TX Logistik AG: Eine vorübergehende Frauenquote für Führungskräfte kann sinnvoll sein, um die Sache in Gang zu bringen. In unserem Unternehmen sind wir hier gut aufgestellt und vorbereitet, zumindest im mittleren Management haben wir heute bereits einen hohen Frauenanteil.
Hellmuth Buhr, Vorstand Sparkasse Bad Honnef: Ich bin absolut dafür, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, dies setze ich bereits seit einigen Jahren in der Sparkasse um, jedoch gibt es nach wie vor zu wenig Frauen für Führungsaufgaben, weil nach wie vor die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht sicher gestellt ist. Deshalb halte ich auch die Einführung einer Frauenquote für Führungspositionen nicht für das richtige Mittel. Zudem wäre eine Sanktionierung bei Nichteinhaltung aus meiner Sicht, in diesen Branchen, in denen zur Zeit noch zu wenige Frauen vertreten sind, in keiner Weise gerechtfertigt.
Die AsF vor Ort wird in einer Reihe von Veranstaltungen in 2011 auf die Situation der Frauen in heutiger Zeit aufmerksam machen. Den Auftakt bildet ein Filmabend am 15. März im Restaurant Kapellchen über die Diskriminierung der Frau in Afghanistan, am 19. März veranstaltet die AsF gemeinsam mit der Honnefer Frauenforum ein Fest zum Internationalen Frauentag im Rathaus und im Mai folgt eine Dichterlesung mit Lale Akün.